Marktbericht Juli 2024

Der Juli war sowohl von den politischen Entwicklungen als auch von den Geschehnissen an den Kapitalmärkten äußerst ereignisreich und sorgte für ein Wechselbad der Gefühle bei den Marktteilnehmern. Nach einer für Risikoassets eher sehr freundlichen ersten Julihälfte setzte zur Monatsmitte Ernüchterung ein, die insbesondere die bisherigen Stars – die Magnificient Seven – traf. Es folgte eine der heftigsten Sektorrotationen der Geschichte am US-Aktienmarkt innerhalb weniger Tage. Bewertungs- und Konjunktursorgen sowie zunehmende Zinshoffnungen ließen viele Technologie- und KI-Werte deutlich korrigieren, während die bisherigen „Schmuddel-kinder“ (kleine und mittlere Firmen im Russell 2000 Index) innerhalb weniger Tage gegen den allgemeinen Trend zweistellig in die Höhe schossen. Ebenso profitierten Kryptowährungen gegen den Trend in der zweiten Monatshälfte von Meldungen und Nachrichten, die eine breitere Akzeptanz nahelegten.

Ende Juli / Anfang August vollzog sich dann ein rasanter Stimmungswechsel an den Kapitalmärkten, der zu einem deutlichen Abverkauf von Risikoassets führte. Schwache Arbeitsmarktzahlen in den USA weckten das Rezessionsgespenst auf und schürten die Sorge, dass die US-Notenbank erneut mit einer Korrektur ihres Zinskurses zu spät unterwegs sein könnte. Gleichzeitig schnellten die Befürchtungen vor einer Eskalation des Nahostkonflikts hoch und die jüngste Zinserhöhung in Japan führte zu einer unheilvollen Dynamik bei der Auflösung von Carry Trades im japanischen Yen. Schließlich wurde am Wochenende noch bekannt, dass der US-Starinvestor Warren Buffett die Hälfte seiner Apple-Aktien im 2. Quartal veräußert hat, was zusätzlich auf die Kurse der Magnificient Seven drückte.

Die Hoffnung, dass in Vorwahljahren das ansonsten meist volatile 3. Quartal eher ruhig und friedlich über die Bühne geht, hat sich nach den jüngsten Ereignissen in Luft aufgelöst. Vielmehr scheint der Markt nun aktuell dem typischen saisonalen Muster zu folgen, wonach auch in den kommenden Wochen bis in den Oktober hinein oder möglicherweise sogar bis zu den Präsidentschaftswahlen Anfang November mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen ist.

Aus fundamentaler Sicht wird in den nächsten Wochen entscheidend sein, ob sich für rezessive Tendenzen in den USA weitere Belege finden. Aktuell ist Konsens, dass die US-Notenbank spätestens Mitte September im Rahmen ihrer nächsten Sitzung die Zinsen senken wird. Historisch haben sich Zinssenkungen positiv auf den Aktienmarkt ausgewirkt, wenn es anschließend zu keiner Rezession kam. Trat diese jedoch ein, konnten die Zinssenkungen (zunächst) eine deutliche Korrektur der Börse nicht aufhalten.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Märkte ist die Auflösung des gewaltigen Carry Trades im japanischen Yen. Hier ist Vieles noch im Unklaren und es ist bisher nicht absehbar, wie viel „Porzellan“ möglicherweise durch die jüngsten Kursverwerfungen zerstört wurde.

 

240807 – Marktbericht Juli