Marktbericht Januar 2024

Wider Erwarten verlief der Januar an den Kapitalmärkten freundlicher und weniger volatil als dies von den meisten Marktteilnehmern – uns eingeschlossen – noch Ende 2023 erwartet worden war. Nach dem rasanten Anstieg der Börsen in den letzten Wochen des Jahres, war eine temporäre Korrektur zur Abkühlung der überkauften Marktverfassung Konsens. Es kam jedoch anders. Nach einer anfänglichen, relativ überschaubaren Korrektur der Börsen strebten die bekannten Indizes in der zweiten Monatshälfte wieder nordwärts und erreichten teils neue Allzeit- oder Mehrjahreshochs. Mitte Februar blicken die (US-)Indizes nun auf eine historisch lange Aufwärts-bewegung zurück. In 14 der letzten 15 Wochen konnten die Märkte mit einem Plus ins Wochenende gehen.

„Den Startschuss“ für die erneute Rallyeaufnahme Mitte Januar legte der weltgrößte Chiphersteller TSMC mit überraschend optimistischen Geschäftszahlen. Dies fachte weltweit erneut den KI-Hype an und beflügelte die Vorjahresgewinner wie Nvidia und Super Micro weiter. Nvidia ist mittlerweile das drittwertvollste US-Unter-nehmen (Stand: 15. Februar 2024) vor Alphabet und Amazon. Gleichzeitig blieb die politische Lage um Taiwan relativ ruhig, obwohl der nicht von China präferierte Kandidat die Präsidentschaftswahlen für sich entscheiden konnte. Dies befreite die Märkte kurzfristig von einem potenziellen Damoklesschwert. Weiteren Auftrieb erhielten die Börsen durch besser als erwartete Wirtschaftsdaten aus den USA und Europa sowie überwiegend gute Unternehmenszahlen zum 4. Quartal 2023.

Insgesamt erinnerte der Januar an den Märkten stark an viele Phasen des Vorjahres. Es herrschte wieder eine große Selektivität zugunsten einer Reihe von Technologiewerten und weiteren ausgewählten Wachstumsstars vor. So ist es überraschend, dass die Indizes per Ende Januar nur wenig gewonnen haben oder sogar Einbußen hinnehmen mussten, obwohl aufgrund einiger sensationeller Kurssteigerungen (Meta, Nvidia, Super Micro) der Eindruck vorherrschte, dass es insgesamt weiter rasant aufwärts ging.

Überraschend starke US-Wirtschaftsdaten und heißere Inflationsdaten führten an den Anleihemärkten zu einem Renditeanstieg seit Jahresanfang. Ein großer Teil der Zinshoffnungen wurde bereits wieder „ausgepreist“. Aktuell rechnen die Märkte nur noch mit drei Zinssenkungen in den USA, die zudem frühestens im Juni beginnen könnten.

Auch wenn abgesehen von kurzfristigen Überhitzungserscheinungen viele Indikatoren mittelfristig für den weiteren Jahresverlauf steigende Kurse erwarten lassen, behalten wir uns eine gewisse Grundskepsis bei. „This Time is Different“ gilt nicht zu Unrecht als der teuerste Ausspruch an der Börse und wir glauben (noch) nicht, dass dieses Mal die Schwerkraft steigender Zinsen für andere Assetklassen außer Kraft gesetzt ist.

240221 – Marktbericht Januar