Marktbericht April 2025

Marktbericht April 2025 – von Plettenberg, Conradt & Cie. Family Office AG

 

Für den 2. April hatte US-Präsident Donald Trump seinen „Liberation Day“ mit großen Bekanntmachungen zum Thema Zölle angekündigt. Diese fielen dann deutlich höher und härter aus, als dies im Vorfeld erwartet worden war. Ökonomen und Politiker in aller Welt reagierten mit Entsetzen und an den Kapitalmärkten kam es in den Folgetagen zu massiven Verwerfungen und Volatilitätsausschlägen. Das renommierte Wirtschaftsmagazin The Economist sprach vom „Ruination Day“ für die Weltwirtschaft. Dies ist verständlich, wenn die Zölle 1:1 zur Ankündigung umgesetzt werden. Schließlich würden die US-Zölle dann die höchsten Werte seit über 100 Jahren erreichen, was ein Schockereignis ohne Vergleich wäre.

Die Details zum Absturz der Märkte im April haben wir bereits ausführlich im letzten Marktbericht „März / Zollcrash“ aus Aktualitätsgründen behandelt. Dieser erschien am Morgen des 7. Aprils, dem bisherigen Tiefpunkt der Korrekturbewegung an den Aktienmärkten. Wir werden daher nachfolgend den Schwerpunkt auf die Ent-wicklungen ab diesen Zeitpunkt legen. Diese befeuerten eine rasante Erholung der Aktienmärkte, sodass bei einem Vergleich lediglich der Monatsendwerte von März und April fast der Eindruck entstehen könnte, es wäre kaum etwas geschehen und ein ruhiger April läge hinter uns. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Der April 2025 war der volatilste Monat seit März 2020 an den Aktienmärkten und die Volatilität erreichte ein Niveau, welches nur beim Crash 1987 und zum Höhepunkt der Finanzmarktkrise 2008 / 2009 höher lag. Abseits der Aktienmärkte waren die Spuren des „Zollschocks“ Ende April zum Teil noch deutlich sichtbar, beispielsweise haben der US-Dollar und US-Staatsanleihen einen Vertrauensschaden erlitten und der Goldpreis ist weit über die Marke von 3.000 US-Dollar hinausgestürmt.

Aus fundamentaler Sicht hat der Markt Anfang Mai bereits viele „Vorschusslorbeeren“ verteilt. Die vermeintlich unterdurchschnittliche Positionierung institutioneller Anleger (FOMO bzw. „Angst nicht dabei zu sein“) lässt grund-sätzlich allerdings noch Raum für weitere Kurssteigerungen. Viele warten nach Positionsreduzierungen im April auf einen Kursrücksetzer, um wieder einzusteigen. Dies dürfte den Markt zur Unterseite zusätzlich stützen. Mit dem überraschenden (temporären) Zoll-Deal zwischen den USA und China am vergangenen Wochenende und dem anschließenden Freudensprung der US-Börsen hat sich auch das charttechnische Bild endgültig aufgehellt. Der Weg nach Norden scheint daher aktuell für viele Aktienindizes frei zu sein bzw. der Weg des geringeren Widerstands zu werden.

„Überraschend“ senkte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der USA am Freitagabend (16. Mai) nach Börsenschluss erstmals seit 1917 von „Aaa“ auf „Aa1“. Welche unmittelbaren Folgen die Herabstufung an den Kapitalmärkten in der kommenden Woche zeigen wird, kann an diesem Wochenende nur vermutet werden. Wiederholt sich die Geschichte wie 2011 (Verlust „AAA“-Rating bei S&P) und 2023 (Abstufung bei Fitch), dann dürften die Aktienmärkte in den nächsten Tagen und Wochen eher zur Schwäche neigen. Sollte sich herausstellen, dass dieses Ereignis von den meisten Marktteilnehmer eigentlich schon erwartet worden war, könnte es sich aber auch als „Non-Event“ herausstellen.

 

250518 – Marktbericht April