Juli 2020: Märkte im Zwiespalt

Im Zwiespalt

Auszug aus Mandantenbrief 3/2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Märkte bewegen sich zwischen Fundamentalbaisse und Liquiditätshausse. Ein Richtungsentscheid steht bevor.

Nach dem schnellsten Aktiencrash der Geschichte im 1. Quartal des Jahres, folgte im 2. Quartal der schnellste Börsenanstieg seit langer Zeit. Getragen wurde dieser von der Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung sowie einer regelrechten Liquiditätflut von Notenbanken und Staaten. Berechnungen zufolge umfassen allein die Maßnahmen der Notenbanken das Vierfache der Hilfen nach der Finanzmarktkrise.

Während die Corona-Pandemie derzeit in Europa und China unter Kontrolle zu sein scheint, kann dies von großen Teilen der restlichen Welt und vor allem von den USA nicht behauptet werden. Gleichzeitig ist unter jungen Amerikanern über Trading-Apps wie Robinhood ein regelrechter „Run“ auf den Aktienmarkt ausgebrochen. Dieser hat u. a. den NASDAQ auf neue Allzeithochs getrieben und zu wilden Kursexzessen bei einzelnen Aktien wie Tesla geführt. Kritiker sprechen bereits davon, dass die Wall Street nach Las Vegas verlegt wurde. Vieles erinnert dabei an die Hochzeiten des Neuen Marktes in Deutschland zur Jahrtausendwende.

Im Ergebnis entfernen sich die unverändert hoch volatilen Aktienmärkte für die einen immer weiter von der wirtschaftlichen Realität, während die anderen angesichts der immensen Liquiditätsflut und rekordtiefer Zinsen noch gewaltige Kurssteigerungen erwarten. Während beim Roulette in Las Vegas auf „rot“ oder „schwarz“ gesetzt wird, heißt es an Wall Street „Crash“ oder „Boom“. Noch rollt die Kugel …

Die Gastbeiträge dieser Ausgabe beschäftigen sich u.a. mit der Rückkehr der Inflation, dem Bitcoin, nachhaltigen Investitionen und der Haftung bei Wirecard. Kulinarisch machen wir einen Abstecher in die Wachau und nach Dresden. Dort lüften wir das Geheimnis der „Faux gras“.

Wir wünschen Ihnen eine schöne, erholsame Sommerzeit und bleiben Sie gesund!